Das goldene Saatkorn

Von Published On: 29. Juli 2013Kategorien: Marketing

frei nach Rabindranath Tagore  

Ein armer Mann ging die Dorfstraße entlang, denn er hatte gehört, dass heute ein mächtiger König dort sein würde. Vorsorglich hatte er einen Sack mitgenommen, in den er all die Geschenke hineintun wollte, die ihm dieser König schenken könnte. Und richtig: In der Ferne tauchte schon ein goldener Wagen auf mit einem prächtig gekleideten König. Die Hoffnung des armen Mannes wuchs. Er dachte sich: Jetzt sind alle Zeiten der Mühsal vorbei. Jetzt bekomme ich Gaben und Reichtümer im Überfluss.

In diesem Moment hielt der Wagen des Königs tatsächlich neben dem armen Mann. Der Herrscher stieg vom Wagen herab und trat vor den Mann. Dann hielt er überraschenderweise die Hand auf und bat den Armen: „Hast du irgendetwas für mich?“ Der arme Mann war für einen Moment sprachlos. So hatte er sich das Treffen mit dem König nicht vorgestellt. Zumal er gehört hatte, dass dieser König nicht nur mächtig und sehr reich sei, sondern auch noch zaubern könnte. Er wusste nicht, was er tun sollte, und holte aus seiner Jackentasche ein kleines Weizenkorn heraus und gab es dem König. Wie groß war sein Erstaunen, als der König das Korn annahm und wortlos wieder auf seinen Wagen stieg und davonfuhr.

Als der arme Mann am Abend in sein kleines Heim zurückgekehrt war, erzählte er seiner Frau, was sich ereignet hatte. Um ihr zu demonstrieren, wie sich alles zugetragen hatte, griff er in seine Jackentasche und schüttete die übrig gebliebenen Weizenkörner heraus. Wie groß war sein Erstaunen, dass eins der Körner aus purem Gold war. Nachdem er verstanden hatte, was passiert war, weinte er bitterlich und wünschte sich, er hätte den Mut gehabt, dem König alles zu geben, was er besaß.

 

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